Für Patienten
Das WundZentrum hilft weiter

Eine Wunde, die nach 8 Wochen nicht abgeheilt ist, wird als „chronische Wunde“ bezeichnet.

Die Zahl der an chronischen Wunden leidenden Patient­innen und Patienten steigt seit Jahrzehnten kontinuierlich an. Ursächlich ist das insgesamt gestiegene durch­schnitt­liche Lebensalter der Men­schen in Westeuropa mit vielen alters­bedingten Krank­heiten. Aber auch die Zunahme von Krank­heiten, die die Ent­stehung chro­nischer Wunden begüns­tigen, sorgt bei jüngeren Menschen dafür, dass Wunden oft lange nicht abheilen wollen. So treten chronische Wunden gehäuft bei Patient­innen und Patien­ten mit Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) auf oder bei unterschiedlichen Arten von Durchblutungs­störungen, wie dem „Raucherbein“ oder langjährig bestehen­den Krampfadern in Form von „offenen Beinen“ auf.

Chronische Wunden können stark schmerzhaft sein oder kaum Schmerzen bereiten. In jedem Fall stellen sie eine Belastung für betroffene Patient­innen und Patien­ten dar, weil die Wunden  mehr oder weniger viel Flüssigkeit abson­dern und nicht selten auch stark riechen. In der Folge ziehen die Patient­innen und Patien­ten sich vom Freundeskreis und Bekannten zurück, vereinsamen geradezu. Ihre Lebensqualität ist stark beein­träch­tigt. Kommt es dann auch noch zu einer Infektion über die geschä­dig­te Haut mit starkem Krankheitsgefühl, Fieber und Bettlägerigkeit, kann sich aus einer solchen Wunde eine lebens­bedroh­liche Erkrankung entwickeln.

Die Krankenpflege nimmt mittler­weile eine Schlüssel­rolle in der Versorgung von Patient­innen und Patien­ten mit chro­nischen Wunden ein. Da chronische Wunden gerade in der ersten Zeit oft täglicher Wundbehandlung bedürfen, hat sich ein spezieller Zweig der Pflege auf die Ver­sorgung dieser Wunden spezialisiert. In aufwändigen Aus- und Weiter­bildungen ge­schult, bringen diese Pflegenden ihre Fach­kennt­nisse bei der Wund­beurteilung und den Wund­verbänden genauso in die Behandlung ein, wie ihre Kennt­nisse moderner Verband­materialien, ihre Einschät­zung des Patienten­befindens und seiner allgemeinen Versorgungssituation, u.v.m..
Ein wichtiger Schlüssel zum Erfolg bei der Behandlung chronischer Wunde ist die Zu­sammenarbeit der unter­schied­lichen Diszi­plinen. Die aufwändige Wund­versor­gung mit Einsatz komplexer Verband­techniken und einem Strauß unterschiedlichster Verband­stoffe kann eine einzelne Arztpraxis kaum noch leisten. Umgekehrt macht die alleinige pflegerische Wund­behand­lung wenig Sinn ohne enge ärztliche Begleitung bei der Behandlung der Grund­erkran­kung. Die Versorgung mit speziellen Medika­menten und mit hochwertigen und teuren modernen Verbandstoffe, die es wirtschaftlich einzusetzen gilt, ist nicht immer unkompliziert. Deshalb werden auch hierfür Spezialist­innen und Spezialisten benötigt.

Aus diesem Grunde hat das Ärztenetz Medizin und Mehr eG (MuM) gemeinsam mit Pflegen­den, Apotheker­innen und Apothekern sowie Ärztinnen und Ärzten des Netzes das „Wundzentrum MuM“ gegründet. Gelegen im Gesamt­komplex des GesundheitsCentrum Bünde-Ennigloh wird die Versor­gung komplizierter Wunden dort zukünftig auf einer Fläche von 200 qm in modern ausge­statteten Praxisräumen erfolgen. Ebenerdig gelegen, wird den oft gehbehinderten oder gar bett­lägerigen Patienten­innen und Patienten sowie ihren Betreuerinnen und Betreuern ein barrierefreier Zugang ermöglicht.

Ärztlich verordnete Wund­behand­lungen werden während der Öffnungszeiten von Pflegenden durchgeführt. Im Rahmen spezieller ärztlicher Sprechstunden erfolgen Verlaufs­kontrollen und Erst­vor­stellungen von Menschen mit chronischen Wunden. Über Video­sprech­stunden, die das Ärztenetz schon viele Jahre einsetzt, können jederzeit Spezialisteninnen und Spezialisten verschiedener Fachdisziplinen zwecks Wund­beurteilung oder zur allgemeinen Fall­besprech­ung hinzugezogen werden.
Wiederkehrende Schulungen aller Mitar­beiten­den, die im Rahmen einer Pflegeakademie und im Ärztenetz schon seit vielen Jahren etabliert sind, sollen dabei langfristig die Behand­lung chronischer Wunden nach aktuellen wissenschaftlichen Leitlinien gewährleisten.

Ambulante Pflegedienste werden bei dem stan­dar­disierten Konzept selbst­ver­ständ­lich wie bisher in die Gesamt­behand­lung der Wund­patient­innen und -patienten einbe­zogen. Denn sie sind es, die die Konti­nuität der Versorgung im Zuhause der Betroffenen sicher­stellen. Damit aber auch hier eine enge Anbin­dung an das Wundzentrum MuM erreicht wird, soll gemein­sam mit ihnen die direkte Kontakt­aufnahme von Pflegenden und Wund­zen­trum per Videoschaltung ausgebaut werden. So können Fragen, die beim Haus­besuch erst auf­tauchen, sofort mit im Wundzentrum tätigen Ärzteninnen und Ärzten oder Kollegeninnen und Kollegen geklärt werden.

Wir stellen uns der Herausforderung

Die Behandlung chronischer Wunden ist eine heraus­fordern­de Aufgabe, in die viele medizinische Berufsgruppen einge­bunden werden müssen. Auf ärztlicher Seite sind die Haus­ärztinnen und Hausärzte diejenigen, die die chronische Wunde als solche erkennen. In der weiteren Diagnostik und Therapie sind Diabetologinnen und Diabetologen (Zucker­spezialistinnen und ­spezialisten), Dermatologinnen und Dermatologen (Haut­ärztinnen und -ärzte) und internistisch oder chirurgisch aus­gebildete Gefäß­mediziner­innen und -mediziner gefragt. Ihre Aufgabe ist es, die Ursachen für die Wund­entstehung und die ausbleibende Heilung derselben herauszufinden und, wenn noch möglich, zu beseitigen. Wenn Krampfadern die Ursache sind, werden diese entfernt, wenn Verschlüsse in den Schlagadern Auslöser sein sollten, wird versucht, diese zu beseitigen. Schlecht eingestellte Zuckerwerte im Blut werden von Haus­ärztinnen und Hausärzte sowie Diabetologinnen und Diabetologen korri­giert, um die Abheilung chronischer Wunden zu unterstützen.